Brückenbenennung nach Urban Jarnik
Auf Initiative von Vizebürgermeister Lojze Dolinar benannte die Stadt Klagenfurt die Brücke über die Wölfntz in Lendorf nach dem Dichter, Sprachwissenschaftler, Ethnographen, Historiker, Publizisten und Priester Urban Jarnik (1784–1844). Damit bekam Urban Jarnik, nach dem das Slowenische Volkskundeinstitut in Klagenfurt benannt ist, einen sichtbaren Platz im öffentlichen Raum.
Schon vor einigen Jahren bemühte sich der ehemalige grüne Stadtrat Reinhold Gasper um die Benennung eines öffentlichen Raumes in Klagenfurt nach Urban Jarnik, doch sein Vorschlag wurde damals abgelehnt. Nun ist es Lojze Dolinar gelungen, den gesamten Klagenfurter Stadtsenat zu überzeugen, der die Benennung einstimmig beschlossen hat. Die Expertisen zur Beschlussfassung wurden von Martina Piko-Rustia (Institut Urban Jarnik) und Karel Hren (Hermagoras) verfasst. Bei der feierlichen Enthüllung der Tafel sprachen der Vizebürgermeister Lojze Dolinar, die Leiterin des Slowenischen Volkskundeinstituts Urban Jarnik Martina Piko-Rustia und der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider.
Ansprache von Martina Piko-Rustia:
Werte Anwesende,
es freut mich sehr, dass ab jetzt in Klagenfurt eine Brücke nach Urban Jarnik benannt ist, der auch der Namensgeber unseres Volkskunde-Institutes ist. Der Priester, Sprachwissenschaftler, Volkskundler, Lyriker und Publizist Urban Jarnik (1784–1844) gilt unter anderem als Begründer der slowenischen Volkskunde in Kärnten.
Jarniks Bestellung an die Dompfarre zu Klagenfurt fiel zeitlich mit der Gründung der Klagenfurter Zeitschrift Carinthia (1811) zusammen. In ihr fand Jarnik die ersten Publikationsmöglichkeiten. Sein Eintritt in den Kreis der Mitarbeiter der Carinthia markierte eine intensive Periode der deutsch-slowenischen Zusammenarbeit in Kärnten. Jarnik war somit auch ein Brückenbauer dieser Zusammenarbeit.
Seine schriftstellerische Laufbahn begann Jarnik als Dichter. Schon in seinem ersten veröffentlichten Gedicht mit dem Titel Na Slovence (An die Slovenen) in der Carinthia im Jahr 1811 wird der Gedanke der nationalen Erneuerung deutlich. Der Slawist Erich Prunč, der sich in seiner Habilitation mit Urban Jarnik befasste, stellte fest, dass Jarnik „in mancher Hinsicht das literarische Niveau der zeitgenössischen slowenischen Poesie übertraf“. Sein Gedicht Zvezdišče (Sternenwelten) wurde in der Übersetzung von Johann Georg Fellinger von Franz Schubert vertont. 1812 veröffentlichte er das Kapitel über die Slawen aus Herders „Ideen zu einer Philosophie der Geschichte der Menschheit“, begleitet von einem Aufruf, slowenische Volksüberlieferungen zu sammeln, womit er bei seinen Nachfolgern auf fruchtbaren Boden stieß.
Die unkritischen Abdrucke des Kapitels über die Gailtaler von Balthasar Hacquet brachten Urban Jarnik zur Volkskunde, der die Berichtigungen und Ergänzungen in der Klagenfurter Carinthia und in den Vaterländischen Blättern in Wien veröffentlichte.
Mit der Abhandlung über die slowenischen Dialekte in Kärnten ging er als erster slowenischer Dialektologe in die slowenische Sprachgeschichte ein. Er veröffentlichte auch das Wörterbuch der „slowenischen Mundart“ in Innerösterreich.
Urban Jarnik war auch der Erste, der mit wissenschaftlichen Methoden den Rückgang des Slowenischen in weiten Teilen der Steiermark und Kärnten beschrieb. Sein Artikel „Andeutungen über Kärntens Germanisierung“ (1826) ist die erste gesellschaftspolitische und soziolinguistische Abhandlung des Phänomens der Assimilierung.
Obwohl er größtenteils am Land in Moosburg lebte, führte er wissenschaftliche Korrespondenz mit den angesehensten Slawisten seiner Zeit und sorgte im aufklärerischen Sinne auch für die Bildung der bäuerlichen Bevölkerung und der Jugend. Sein publizistisches Werk ist in seiner Zeit herausragend.