Volksliedforschung
Die Erforschung der slowenischen Volkslieder gehörte zu den Grundlagen der Forschungstätigkeit bei der Gründung der Volkskundeabteilung des Christlichen Kulturverbandes bzw. später dem Institut Urban Jarnik, weil umfangreiches Archivmaterial zur Verfügung stand. Mit der Erforschung und mit dem Sammeln beschäftigten bzw. beschäftigen sich Nužej Tolmaier, Dr. Engelbert Logar und Lajko Milisavljevič.
Nužej Tolmaier
Nužej Tolmaier (Tolmajer), geb. 1942, hat als langjähriger Sekretär des Christlichen Kulturverbandes und als Obmann des Volkskundevereins Urban Jarnik große Verdienste für das Bewahren der Volkslieder in Kärnten. Er ermöglichte und begleitete zahlreiche Untersuchungen und bemüht sich um die Vorbereitung und den Druck von Notensammlungen in der Überzeugung, der Bevölkerung den Liederreichtum, den sie den ForscherInnen anvertraut hat, zurückzugeben. Er förderte und fördert die Herausgabe von Notensammlungen der Musikschaffenden oder aus ihren Nachlässen und ermöglicht somit, dass das Material nicht in den Archiven des Christlichen Kulturverbandes und des Urban-Jarnik-Institutes verbleibt, sondern in die Hände der SängerInnen gelangt. Seine Liebe zum Volkslied kommt am deutlichsten in der Liedersammlung seines Heimatortes Radsberg/Radiše zum Ausdruck. Viele Jahre sammelte er die Lieder unter der Bevölkerung und in den Archiven. Es entstand die umfangreiche Liedersammlung Tiha zemlja. Pesemsko izročilo z Radiš in iz okolice / Liedgut aus Radsberg und seiner Umgebung (2017). Als Beilage zur Liedersammlung erschienen drei CDs.
Lajko Milisavljevič
Lajko Milisavljevič (1943–2002), langjähriger Leiter des gemischten Chores Rož, widmete seine Tätigkeit in Kärnten auch dem Sammeln und der Erforschung der slowenischen Volkslieder im Gail-, Rosen- und Jauntal. Seine Liebe galt neben Liedern, die bei bestimmten Bräuchen gesungen werden, auch dem spontanem Singen („Wildgesang“) bei beliebigen Treffen und Liedern zu verschiedenen Kalenderfesten (z. B. Neujahr, Dreikönigsfest, Florianitag), wo SängerInnen von Haus zu Haus ziehen und den HausbewohnerInnen mit sogenannten Ansingeliedern Glück wünschen. Lajko Milisavljevič sichtete auch das gesamte Archivmaterial (Archiv des Instituts Urban Jarnik, Archiv der Slowenischen Abteilung des ORF sowie das Archiv des Instituts für Musikethnologie der Slowenischen Akademie für Wissenschaften und Künste in Ljubljana). 1999 erschien die CD Eno pesem hočmo peti – Koledovanje na Koroškem mit Ansingeliedern aus ganz Südkärnten. Nach seinem Tod übernahm das Urban-Jarnik-Institut seinen umfangreichen Nachlass und nahm sich vor, diesen zu veröffentlichen. Bisher erschienen die Volklieder aus dem Gailtal Dr bə Zila kna biva (Wenn doch die Gail nicht wäre, 2014).
Engelbert (Bertej) Logar
Dr. Mag. Engelbert (Bertej) Logar (Institut für Ethnomusikologie der Kunstuniversität in Graz), geb. 1959, untersucht das Volkslied im Jauntal und ist Mentor und Gründer zahlreicher Musikgruppen.
Bei der ethnologischen Abteilung des Christlichen Kulturverbandes bzw. später beim Institut Urban Jarnik bearbeitete Bertej Logar als Student in den Sommermonaten 1983–85 die Volksliedsammlung aus dem Archiv von France Cigan. Bisher sind etliche Sammlungen mit dem Titel Vsaka vas ima svoj glas (Jedes Dorf hat seine eigene Stimme) erschienen. In den ersten fünf Heften (1988–2000) veröffentlichte er slowenische Volklieder und volkstümliche Lieder aus den Nachlässen von France Cigan und Jerko Bezič. Ab dem 6. Heft enthalten die Sammlungen, die der Christliche Kulturverband in Zusammenarbeit mit den slowenischen Jauentaler Kulturvereinen herausgegeben hat, Volkslieder aus verschiedenen Ortschaften und Beiträge zur Kulturgeschichte der jeweiligen Orte. Bertej Logar ist Träger zahlreicher Preise. Im Jahr 2016 erhielt er den vom Land Kärnten verliehenen Kulturpreis.